Auf Big Island treffen wir eine Bekannte, die dort lebt. „Ah okay“, schreibt sie uns, als sie erfährt, dass wir in der ersten Nacht im Kapalo Park campen. Wir sollen den Ranger von ihr grüßen, sagt sie, auch in weiser Voraussicht. Denn ein Wildschwein, eine Kuh im Wald, einen Fasanenkampf und eine Dschungelnacht später kommt eben dieser Ranger vorbei und weist uns freundlich darauf hin, dass wir hier gar nicht campen durften. Später erfahren wir von unserer Freundin, dass er sich nicht nur um den Kapalo Park kümmert, sondern weltweit für seine Schnitzereien bekannt ist.
Unsere Freundin nimmt uns mit auf einen Lava-Walk. Von Waimea aus fahren wir ein Stück an der Küste entlang Richtung Kona. Über eine verdammt holprige Straße eiern wir bis zu einem Parkplatz. Von dort geht es zwischen dem schwarzen, vulkanischen Gestein – in Flip Flops! – zu einem wunderbaren Strand, an dem wir uns in die Wellen schmeißen. Zwischendurch werden wir mit Snacks verwöhnt: Nüsse, Erdbeeren, Brot mit Käse und Avocado. Nach Sonnenuntergang zeigt unsere Freundin uns noch schnell ein paar Ecken, wo wir in den nächsten Tagen mit unserem gewaltigen Zelt-Truck übernachten können. Die hätten wir nie gefunden!
Aber eine Nacht bleiben wir in ihrem Gästezimmer und genießen die Vorzüge einer festen Unterkunft: Duschen! Internet! Fußnägel lackieren! Nach neun Stunden Schlaf stürzen wir uns in die nächsten Abenteuer. Wie der Zufall es so will, bietet das Kohala Institute, wo unsere Freundin arbeitet, Workshops zu hawaiianischer Kultur an. Besser könnte es nicht laufen! Fabian und ich machen alles begeistert mit. Der Tag beginnt mit Ryan. Er ist Hula-Lehrer und Literatur-Dozent. Er bringt uns einen Tanz bei, der eine Szene aus dem Mythos um die Göttin Hi’iaka darstellt. In der Bewegung tauchen wir in die Untiefen des Pazifiks ein und nehmen es mit Haien auf. Gleichzeitig tauchen wir in die hawaiianische Mythenwelt ein. Dieser Tanz lehrt uns am Anfang des Tages, sich unseren Ängsten zu stellen, so wie die mutige Hi’iaka es in der Geschichte immer wieder machte. Hula vereint zwei meiner größten Leidenschaft: Tanz und gute Geschichten.
Etwas Überwindung kostet der nächste Workshop tatsächlich: Poi Pounding. Dabei verarbeiten wir Früchte der Taro-Pflanze (hawaiianisch Kalo) zu einem klebrigen, wohlschmeckenden Mus. Ich finde, der Brei riecht etwas nach Roter Beete, später wie Hefe. Die Verarbeitung ist eine krafttreibende Angelegenheit. Mit schweren Lavakegeln klopfen wir die Taro-Frucht so lange, bis die die Masse grau und gummiartig wird. Wir sind keine Naturtalente, aber haben am Ende immerhin ein Säckchen Proviant. Mehr Spaß macht mir der Lei-Workshop. Aus sechs großen Palmenblättern, die wir zunächst geschmeidig bügeln, stellen wir Halsketten her. Nachdem ich die Technik einmal verstanden habe, geht’s ganz gut, und ich kann Fabian am Nachmittag mit einem selbstgemachten Lei schmücken.
Schon etwas müde lauschen wir schließlich Ryans Erzählungen über die Göttin Hi’iaka. Wie ihre Schwester sie in einem Ei bis nach Hawai’i trug. Wie sie ihre Kindheit mit ihrem besten Freund im Wald verbrachte. Und wie sie sich dann auf den Weg machte, um den Liebhaber ihrer Schwester nach Big Island zu bringen. Eine abenteuerliche, phantasievolle Geschichte, die Ryan im Saal des Kohala Institutes förmlich zum Leben erweckt.
Hallo Inga,
das Foto, auf dem du gerade lernst, Leis zu knüpfen, gefällt mit besonders gut. Ein dickes Dankeschön an den Fotografen! Diese roten Tupfen auf deinen Zehen sehen einfach toll zu den Grüntönen aus. Wie befestigt man die Blüten auf den grünen Bändern? Wir sind schon gespannt, was ihr in den nächsten Tagen noch erleben werdet.
Herzliche Grüße auch an Fabian
von Martin und Heidi